VSH/VSB-Zuchtgruppe Hessen

Team Hessen (von links nach rechts): Matthias Engel, Jörg Obergfell, Hannes Schulz, Dieter Dilling, Erwin Dänner und ich

Seit nunmehr schon über drei Jahren engagiere ich mich im Rahmen des VSH/VSB-Zuchtprogramms um die Selektion varroaresistenter Bienen. Für den Buckfastimker (2/2019) habe ich folgenden Artikel über unsere Zuchtgruppe verfasst:

2017 haben wir unsere Aktivitäten zur Resistenzzucht als Projektteilnehmer in Bayern und Nordrhein-Westfalen gestartet und darüber auch zusammen gefunden. Schnell war der Entschluss gefasst, in enger Abstimmung und mit Unterstützung des LV Buckfastimker Bayern ein eigenes Team in Hessen ins Leben zu rufen. Wir sind mit nur sechs Imkern eine überschaubare Gruppe, aber trotzdem durchaus schlagkräftig. In den vergangenen beiden Jahren konnten wir je 100 bis 120 SDI-Prüfvölkchen führen und nach Infizierung ca. 60 auszählen und VSH/SMR-Werte ermitteln. Diese dienen uns als Indiz. Vielversprechende Prüfvölker werden im laufe der Saison dann nochmals „nachgezählt“ bzw. müssen ohne Varroa-Behandlung überleben. Dieser starke Selektionsdruck ist uns bei der Auswahl von Zuchtlinien auf dem Weg hin zu einer Varroa mite-Surviving Bee (VSB) eine ganz wichtige Eigenschaft.

Besamer, Auszählspezialist, Statistiker – wir vereinen in unserer kleinen Zuchtgruppe alle diese notwendigen Funktionen. Das ist ein unglaubliches Pfund. Hinzu kommt ein guter Draht zum FB Ökologische Agrarwissenschaften der Uni Kassel in Witzenhausen, deren Laborräume und Mikroskope wir für die Auszählaktion nutzen dürfen. Außerdem gibt es dort viele fleißige und interessierte Helfer, die uns beim Auszählen der Brutwaben unterstützen.

Wir setzen auf Vielfalt: Hier ein Teil der Drohnenvölker für SDI
Bei der Arbeit: Besamer Matthias Engel
MiniPlus bereit für die Besamung. In diesem Jahr haben wir ca. 120 SDI-Königinnen erstellt.

Selektion auf Varroaresistenz

Mit einer Varroa-Behandlungsstrategie nach „Schema F“ hat sich keiner der teilnehmenden Imker zufrieden gegeben. Basiszucht, Selektion auf Hygieneeigenschaften, schadschwellenorientierte Behandlung in Verbindung mit Überlebensständen – schon Jahre vor dem Fokus auf VSH/VSB/SMR wurden in den teilnehmenden Imkereien angepasste Betriebsweisen und Selektionsmaßstäbe angewendet. Auf diese Zuchtlinien greifen wir zurück und können auf erste sehr positive Ergebnisse schauen, die uns darin bestärken, einen vielversprechenden Weg eingeschlagen zu haben. Wir setzen sowohl auf mütterlicher Seite wie auch bei der Drohnenauswahl auf viele verschiedene Zuchtlinien und Anpaarungskombinationen. Ziel ist es, durch diese Vielfalt trotz Eindrohnbesamung die genetische Breite zu wahren. Nicht zuletzt könnte dieses selektierte Material für andere Projektteams ein alternativer Genpool sein.

Gute Ausbeute: Mit Puderzucker geerntete Milben bereit zur Infizierung der Prüfvölker.
Parasit trifft Wirt: Infizierung der Prüfvölker mit ca. 200 Milben.
Fleißarbeit: Auszählen der Brutwaben

In unserer Gruppe herrscht ein toller Teamgeist

Wir unterstützen uns gegenseitig, jeder mit seinen individuellen Fähigkeiten. Ganz nach dem Motto: Nicht jene Mannschaft mit den besten Einzelspielern, sondern jene, die als Team am besten harmoniert, geht meistens als Sieger vom Platz. Es sind sicherlich die ersten sehr erfreulichen Ergebnisse zu verzeichnen. Trotzdem ist es uns doch allen klar, dass es noch ein langer und steiniger Weg ist, diese zu verstetigen, um im Endeffekt eine Varroa mite-Surviving Bee (VSB) zu selektieren. Bei Rückschlägen braucht es Zuspruch, bei überaus guten VSH/SMR-Werten Erdung: Dazu ist die Gruppe da. Oder ganz pragmatisch: Haben die eigenen „Milbenspender“ nicht genügend Varroen, kann ein anderer aushelfen. Die Erstellung der Drohnenvölker auf mehrere Schultern zu verteilen ist nicht nur gerecht, sondern in gewisser Weise auch Risikomanagement. Sammeltransporte zur VSB-Anpaarungszone Ammergebirge machen die Zuchtarbeit darüber hinaus effizient. Aber über allem steht, dass diese anstrengende, zeitintensive, nervenaufreibende und kostspielige Zuchtarbeit in der Gemeinschaft noch viel mehr Spaß macht. Der Volksmund weiß: Geteilte Freude ist doppelte Freude und geteiltes Leid ist halbes Leid.