Ein Kommentar von mir für den “Buckfastimker 1/2021” zur digitalen Züchtertagung der Gemeinschaft der europäischen Buckfastimker e.V. (GdeB) und zur Kommunikation und Information “nach Corona”.
Es ist der erste Samstag im März, traditionell reserviert für die Züchtertagung in Neuenstein. Ausgiebiges Fachsimpeln, Meinungsaustausch, Netzwerken – das Zusammenkommen des “Who’s who” der Buckfastzüchter ist in diesem Jahr den coronabedingten Hygiene- und Abstandsregeln zum Opfer gefallen. Zumindest in der bisherigen Form. Online-Meeting via Zoom statt Landgasthof Hess, Bildschirm statt persönliches Treffen.
Bei strahlender Wintersonne sitze ich also – wie in der Spitze 220 andere Züchterkollegen – vor dem Laptop. Deutsche, Niederländer, Franzosen, Schweizer, Österreicher, Belgier, Portugiesen, Polen – unter den Teilnehmern sind allerlei Nationalitäten auszumachen. Selbst kyrillische Zeichen sind zu finden. Ich frage mich: Wären diese Leute auch alle nach Neuenstein gekommen? Zweifelsohne erleichtert das digitale Format den Austausch, auch über Ländergrenzen hinweg.
Anfangs lief die Technik noch etwas holprig. Als dann aber endlich alle Zugang hatten und die externen Störgeräusche abgestellt waren, entwickelte sich eine gelungene Veranstaltung. Man kann konstatieren: Das Videoformat ergänzt die etablierten Belegstellen-Plakate, Fachvorträge funktionieren hervorragend im virtuellen Event-Format und die Vorstellung des neuen Pedigrees wäre ohnehin auf digitale Unterstützung angewiesen. Doch gerade in diesem Punkt frage ich mich: Wo blieb die Debatte? Nach der Vorgeschichte hätte ich eine intensive Diskussion erwartet. Ist die Technik hier tatsächlich ein Hemmschuh? Ich glaube nicht. Denn mich überzeugt der Aufbau der neuen Pedigree-Datenbank und ich glaube, dass viele Züchter erwartungsfroh darauf hin fiebern, endlich mit dem neuen System zu arbeiten. Die Kommentare im Chat gingen jedenfalls in diese Richtung.

Mit Spannung erwartet: Die Vorstellung der neuen Pedigree-Datenbank. Hier dargestellt am Beispiel des Stammbaums meiner B34(THK)19.
Von jetzt an nur noch “hybrid”!
Der Mensch ist ohne Frage ein Herdentier. Ich bin gern mit anderen zusammen. Mir fehlt der persönliche Kontakt, und Networking beim Bier ist einfacher als am Laptop. Mit Gesichtern auf dem Monitor zu kommunizieren schafft weniger Vertrautheit und Emotionen.
Beim Vergleich von”analog” oder “digital” spielt nach meiner Auffassung auch die Gewichtung von purer Information und sozialem Miteinander eine entscheidende Rolle. Wir wissen nicht erst seit Corona, wie schwer sich das auseinanderhalten lässt. Denn wenn wir ehrlich miteinander sind, fragt man sich auf dem Rückweg von einer Tagung doch so manches Mal: Was hab ich überhaupt mitgenommen? Habe ich dafür wirklich hunderte an Kilometern im Auto und einen ganzen Tag oder – wie im Falle der Züchtertagung – ein ganzes Wochenende opfern müssen? Wie oft aber sind bei solchen Gelegenheiten unerwartete oder überraschende Informationen oder Begegnungen die eigentliche “Essenz”, die man vorher nicht erwartet hätte und die einen ebenso weiterbringen.
Sicherlich stehen wir noch mitten im “Erkenntnisprozess”. Für mich ist klar: Das alte Format braucht die digitale Verlängerung. Zwar werden wir uns wieder in Neuenstein begegnen, aber in einem “hybriden” Format – also in einer Mischung aus Teilnehmern “vor Ort” und Teilnehmern “im Netz”. Wir sollten die neu gewonnene “Digitalkompetenz” als Chance sehen und dafür nutzen, um Kommunikation und Information zu erleichtern und zu verbessern.